Eine verschneite, amerikanische Kleinstadt am Fuße des Zeichentrick-Grand Canyon. Vier Drittklässler, Fäkalhumor und Gesellschaftssatire. Der Rest ist Geschichte. Seit nunmehr über 15 Jahren testet South Park die Grenzen prüder Amerikaner und bewegt sich von Beginn auf Augenhöhe mit Bigshots wie den Simpsons oder Family Guy.
Nach einem Film, den Videospielen und etlichem Merchandise sind Eric, Stan, Kyle und Kenny längst im Kreise des Kulturguts angekommen.
Was viele dabei nicht wissen: während der Produktionsphase einer Staffel haben sich die Macher der Comedy Central-Produktion einen nahezu drakonischen Zeitplan auferlegt. Für die Fertigstellung einer Folge bleibt ihnen sage und schreibe ganze sechs Tage. Sechs. Für Brainstorming, Konzeption, Drehbuch,visuelle Umsetzung und Post-Production. Die Herren Trey Parker und Matt Stone tragen Workaholic nicht nur als Titel, sie prägen vielmehr den Begriff als solchen.
Auch wenn die Dauer einer Folge letztlich nur etwa 22 Minuten Laufzeit beträgt, stecken Unmengen an Arbeit und persönlicher Hingabe in der Fertigstellung einer digitalen Filmrolle. Trey Parker und Matt Stone leben, schlafen und arbeiten in ihrem eigenen, abgedrehten Mikrokosmos. Und es macht verdammt Spaß, ihnen dabei zuzusehen.
Einfach mal vollkommen strack auf Acid und im Damenkleid auf dem roten Teppich der Oscar-Verleihung interviewt werden. Oder beim Einsprechen der neuen Folge im Tonstudio wie ein Pferd auf Ecstasy über die eigene infantile Genialität wiehern.
"You know, it's just a magical night..."
Doch auf Höhen folgen Tiefen und so gibt es sie auch, die Momente, in denen die Deadline unerbittlich näher rückt und selbst die halbe Crew der SNL-Witzeschreiber ein kreatives Brett vor dem Kopf haben. In einer Szene flackert das PopUp einer iTunes-Werbung über die Studiomonitore, als noch niemand die leiseste Ahnung davon hat, worum es in der nächsten Folge überhaupt gehen soll. Parker und Stone reagieren depressiv, sind am Boden zerstört - und der Zuschauer leidet mit wie bei Auswärtsspielen des VfB Stuttgart. Umso erstaunlicher, auf welch hohem Qualitätsniveau sich das meiste Material der Serien trotz zeitlicher Repressionen bewegt. Es überrascht daher nicht, wenn selbst Kritiker der Zeichentrickserie eingestehen, dass den Machern von South Park für eine derartige Leistung aufrichtige Anerkennung gebührt.
Trey Parker und Matt Stone lieben ihren Job. Und ihre Fans tun es auch.
Wir
befinden uns Mitte der 90er-Jahre. Das Leben ist schön. Die Gründe dafür liegen
nicht nur auf der Hand, sondern sind in ausreichendem Maße vorhanden: Die
deutsche Fußballnationalmannschaft um Dieter Eilts gewinnt in der Verlängerung
die Europameisterschaft gegen Tschechien, man bezahlt mit D-Mark und das
Nintendo 64 kommt auf den Markt. Nur um ein paar Dinge zu nennen.
Es ist
eine Zeit des Umbruchs. Aus Analog wird digital. Eine Entwicklung, von der die
junge Blogomotive zu diesem Zeitpunkt noch nicht besonders viel mitbekommt.
Dabei ist sie mittendrin. Als kleine Lok hat sie zu jener Zeit nur begrenzt
Zugang zum elterlich streng limitierten Mediengenuss. Irgendwann ist es dann
soweit. Im Werbeblock zwischen Asterix erobert Rom und Affengeil (einer gnadenlos sinnfreien Satiresendung mit Tieren) kommt das was kommen muss:
Kleine Randanekdote: Der Mit-90er-Schönling ist Holländer.
Es sind
die klassischen Attribute eines Werbespots vor der Jahrhundertwende, die die
Knopfaugen der Blogomotive zum Leuchten bringen. Langsame Schnitte, keine
technischen Spielereien und ein klarer Fokus auf Darsteller und Handlung. Schnell war man sich kollektiv einig: dieser Spot ist authentisch. Ob grob oder fein – die mit der
Mühle muss es sein. Und man wollte sie ALLE.
Doch
wie gelangte man damals an die begehrte Ware? Im Nanz um die Ecke kam es schnell zur
Ernüchterung: Zu groß, um im Einkaufswagen zu sitzen. Und zu klein, um eigene
Entscheidungen zu treffen. Das eigene Taschengeld genügte gerade einmal für ein
Pfeffersäckchen. Glücklicherweise gelang es oftmals, unter heftigstem Einsatz
infantilen Rede- und Rehaugengeschicks, Produkte der Rügenwalder Mühle in die
heimischen vier Wände zu bringen. Zweifelsohne ein Erfolg, wenn auch mit dem
Auto und nicht auf dem Pferd. Es sollte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden.
Fast 20
Jahre und diverse Produkt- sowie Verpackungslaunches später hält
die Blogomotive der Mühle immer noch die Treue. Auf der Schiene ist sie
unterwegs nach Bad Zwischenahn, dem Wirkungsort der Rügenwalder Mühle. Sie
folgt der Einladung des Rügenwalder CEO Christian Rauffus. Auf der Fahrt zwischen Stuttgart und dem Vorzeigeunternehmen im Norden Deutschlands kommen
Zweifel auf. Wiener Würstchen im Becher, Mini-Frikadellen aus Geflügelfleisch, und
Jörg Pilawa als Testimonial? War das noch die Firma, die im Geiste des
reitenden Wurst-Sankt-Martins handelt? Ersten Berichten zufolge soll eine neue
Mühle errichten worden sein. Es ist der fleischgewordene Jakobspfad an dessen
Ende nicht nur ein stark erhöhtes Gichtrisiko, sondern auch erleuchtende
Erkenntnisse über das Objekt der Begierde stehen soll.
Leise
Skepsis beschleicht die Blogomotive, als sie im im Bad Zwischenahner Bahnhof
einrollt. Knapp einhundert Kilometer nordöstlich von Bremen - weit und breit
ist kein winkender Jüngling in Sicht, der die Ankunft des Wurstmessias mit einem lautstarken „ER
KOMMT!“ würdigt. Anstatt dessen steigt man ernüchtert in ein Taxi. Die stark
adipöse, aber nette Fahrerin nickt kurz, verdoppelt dabei problemlos die Anzahl ihrer Kinne
und manövriert die Blogomotive gekonnt in Richtung Hotel. Auf dem Weg zeigt man
sich redselig. Bad Zwischenahn gilt als beliebter Kurort, dessen Einwohnerzahl
am Wochenende gut und gerne um das doppelte ansteigt. Sämtliche Läden sind auch
sonntags geöffnet. Als Geheimtipp, so versichert die Taxifahrerin, sind
besonders die Moorbäder zu empfehlen. Die Blogomotive lächelt gekünstelt und
steigt behutsam aus dem Auto. Was nun? Bis zu diesem Zeitpunkt ist der exakte Ablauf
der Veranstaltung noch recht vage. Nach dem Check-In geht es kurz aufs
Hotelzimmer. Auf dem Bett wartet neben der anderthalbtägigen Agenda ein
Begrüßungsgeschenk mit Nachhaltigkeitsfaktor 100: eine solarbetriebene
Rügenwalder Mühle. Zeit zum Frisch machen und rein in den feinen Zwirn – als
Hipster-Blogger muss die Jeans enger sitzen als eine Wurstpelle. Man will sie
alle, die Gotta-Catch-them-all-Generation im Wurstfieber.
Rügenwalder goes Solar.
Etwa
eine Stunde später geht es dann endlich los. Die Spannung unter den Teilnehmern
ist deutlich spürbar, denn gleich zu Beginn erwartet sie ein wahres Highlight:
ein etwa fünfzehnminütiger Fußmarsch zur Rügenwalder Mühle. Auf dem Weg die
erste Überraschung: Die physische Rügenwalder Mühle gibt es erst seit knapp 5
Monaten. Aufwendige CGI-Effekte erlaubten bereits vorab eine detailgetreue,
wenn auch künstliche Darstellung in Photo & Bewegtbild. Unweigerlich musste
die Blogomotive wieder an die zweidimensionale Mühle aus den 90er-Jahren denken. Aber: Rügenwalder
ohne echte Mühle? Kein dauerhafter Zustand. Das fand auch Geschäftsführer
Christian Rauffus. Und so ließ er in den Jahren 2011/2012 die erste Rügenwalder
Mühle erbauen. Die Blogomotive hatte nun das Glück, dem erlesenen Kreis der
Mühlen-Jünger anzugehören. Wenige Pilger-Minuten später steht sie vor uns – die
Rügenwalder Mühle.
Parallel
zur Errichtung der Mühle absolvierte ein Betriebsangehöriger der RM einen Lehrgang
zum Müller, einem zum Aussterben verdammten Berufszweig. Detailliert klärt er
uns in den Folgeminuten über Bau und Funktion der in Holland konstruierten
Mühle auf. Gespannt blicken wir auf das gemahlene Salz, das später seinen Weg
in die Teewurstsäckchen dieser Welt finden wird. Ein warmer Schauer huscht der
Blogomotive über den Rücken. Wie lange hatte sie diesen Moment herbei gesehnt?
Hier in Bad Zwischenahn, wo Wurst noch etwas Wert ist.
Der "Salzkotzer".
Blick in die Peripherie der Rügenwalder Mühle.
Die
Eindrücke sind überwältigend. Und so langsam wird er unerträglich: der Durst
nach Wurst. Doch das flache Ammerland im Norden Deutschlands genießt nicht nur
auf Grund der Produkte der Rügenwalder Mühle hohes kulinarisches Ansehen. Das
erfahren wir als wir vor einem der bekanntesten Aal-Restaurants der Republik
stehen. Es folgt eine Völlerei ohne Grenzen. Das Aal-Kontingent
scheint unendlich zu sein. Und so gibt sich die Blogomotive im Zuge der
„Aal-you-can-eat-Aktion“ einer hemmungslosen spätrömischen Dekadenz hin. Nach
wenigen Momenten ist der Tank der Blogomotive umfassend ausgefettet. Und das
ist auch gut so. Denn fortan schreitet der Wirt im Fünfminutentakt an unseren
Tisch, um feinsten Korn in die eigens dafür vorgesehenen Zinn-Trinklöffel zu füllen.
Parallel gibt es herbes Jever. Eine Stunde später: Sichtlich neben der Spur
lallt die Blogomotive plattdeutsche Trinksprüche, während sie in der rechten
Hand mit einem abgerissenen Aalkopf einen angriffslustigen Aalligator imitiert.
Bei der letzten Runde Korn zeigt sich der Wirt generös und kippt reichlich Korn
in die Hände der Blogomotive, die mittlerweile optisch und geruchstechnisch
einer fettigen Nordsee-Theke ähnelt. Eine traditionelle Wäsche auf norddeutsche
Art.
„Weiter geht’s ins Spieker!“ Geschäftsführer Christian
Rauffus peitscht die aufgeheizte Meute in eine nahegelegene Kneipe. Die halbe
Mühlen-Belegschaft hat sich versammelt, als man mit dem Chef einläuft. Bei Zigarre und 12 Jahre altem Single Malt
Scotch plaudert Rauffus nun aus dem Nähkästchen. Als auch der Marketing-Leiter
dazu stößt, nimmt sich die Blogomotive ein Herz und stellt die Frage, die ihr schon seit
einer halben Ewigkeit unter den Nägeln brennt: „Könnt ihr BITTE den alten
Rügenwalder-Clip wiederbeleben? An ihm stimmte einfach ALLES.“
Doch
leider folgt sogleich Ernüchterung: eine
Ausstrahlung sei – trotz vielfacher Anfragen – im Jahr 2013 eher kontraproduktiv. „Wenn
heutzutage jemand mit seinem Pferd vor eine Metzgerei geritten kommt, weiß der
besorgte Zuschauer doch gar nicht mehr, ob er etwas einkaufen möchte oder doch
der Fleischzulieferer ist“, versichert man der Blogomotive mit einem Augenzwinkern. Als fleischverarbeitendes
Unternehmen sei man stetigen Angriffen einer wachsenden vegetarischen Gemeinde
ausgesetzt. Ein fleischiger Funke kann schnell das Fass zum explodieren bringen.
In der Vergangenheit am besten beim Spot der ING-DiBa mit Dirk Nowitzki zu
beobachten. Schon bemerkenswert, zu welchem Eklat ein Rädchen Wurst führen
kann. Das Wortspiel mit dem schwarzen PETA verkneift sich Blogomotive an dieser
Stelle. Diverse Gläschen Gerstensaft später tuckert die Blogomotive
zufrieden zurück auf dem Abstellgleis ins Hotel. Ihr bleiben nur noch wenige Stunden Schlaf bis zum
nächsten Tag, als sie in die würzig-grob und herzhaft-feinen Traumlandschaften
eintaucht.
Als der
Wecker das erste Mal klingelt ist sie sofort wieder da: die Vorfreude auf das
Bevorstehende. Um kurz nach 8 steht die Blogomotive mit fiesen Augenringen vor
dem Haupteingang der Firmenzentrale – bereit für die Hygieneschulung.
Die Rügenwalder Firmenzentrale.
Wurstblogger unter sich.
Wie aus
dem Nichts steht dort plötzlich ein drei Mann starkes Kamerateam. „Wir werden
euch heute den Tag über begleiten. Ich hoffe ihr seid nicht kamerascheu“, feixt
der Drehleiter. Wenige Augenblicke und ein unterhaltsames Hygiene-Tutorial
später zwängt sich die Gruppe in einen Ganzkörperanzug, der mit Sicherheit auch
für Untersuchungen im massiv kontaminierten Tschernobyl geeignet wären. Jetzt
kann es losgehen. Während der Führung durch die Produktionshallen fühlt man
sich wie der Protagonist eines Beitrags in der Sendung mit der Maus. Am Vortag
hatte ein knapp einstündiger Stromausfall die Produktion lahmgelegt, sodass diese komplett stillstand und lediglich fertiges Mampf-Material verpackt wurde. Beim
Betreten der Räucher-Hallen steigt der Blogomotive sofort die intensive
Rauchnote in die Nase. Ein epochales Magenknurren, bedingt durch das Auslassen
des Frühstücksbuffets, wird nur vom lauten Surren der Klimaanlagen übertönt.
Die Auslieferungshalle erlaubt einen Blick auf ein Produktionsvolumen, das
jeglicher Vorstellungskraft entsagt. Jede Woche liefert die Rügenwalder Mühle
über 100 Tonnen Wurstprodukte an Klein- und Großkunden. An der Fließbändern des
Familienunternehmens zeigt sich die Liebe zum Produkt in seiner ganzen Fülle:
Bei der visuellen Endkontrolle durch sagenhaft konzentrierte Mitarbeiter werden
selbst einzelne Wurstscheiben durch den Experten justiert und optimal in
Position gebracht. Ein kollegiales Betriebsklima der über 400 Mitarbeiter aus
zehn Nationen sichert der Mühle eine geringe Fluktuation.
Nach
etwa zwei Stunden zieht die Karawane der Wurstfetischisten nochmals gen
Rügenwalder Mühle. Im nahegelegenen Veranstaltungshaus erwartet uns bereits CEO
Rauffus. Er hat den Leiter seiner Forschungs- und Entwicklungsabteilung im
Gepäck. Dieser klärt uns umfassend über die Intentionen und Besonderheiten
eines jeden Elements in der Rügenwalder Produktpalette auf.
Die Rügenwalder-Tafel. Im Hintergrund: die Ahnengalerie.
Leber- und Teewurstspezialitäten.
Rügenwalder Schinken
Mett Damon.
Parallel zur
Wurstkunde darf selbstredend auch verkostet werden. Ausgehend von feiner oder
grober Leber- und Teewurst tastet sich die Blogomotive langsam über
Schinkenspieker, Mett sowie diverse Sondersorten an die neuesten Mitglieder der
Rügenwalder-Familie heran. Die Wiener und Frikadellen im Becher bilden das
große Finale einer Fleischorgie, die ihresgleichen sucht. Rührte der erhöhte
Herzschlag von der Aufgeregtheit oder doch von den Unmengen an rotem Fleisch,
welches man soeben vertilgt hatte? In diesem Moment war es völlig egal. Wo
sonst konnte man derart ungestraft der Fleischpornographie frönen und
gleichzeitig den Ausblick auf die Rügenwalder Mühle genießen? Eben. Über die
gesamte Zeit standen Rauffus und seine Ehefrau den anwesenden Rügenwalder-Jüngern
Rede und Antwort. Eine Form des Dialogs, von der sich viele Unternehmen eine
Scheibe abschneiden könnten. Die Veranstaltung neigt sich dem Ende zu, als wir
zum Abschied noch einen Tasche mit umfangreichem Mühlen-Inhalt zugesteckt bekommen.
Artig bedankt man sich noch bei den Veranstaltern, ehe man das exorbitant
überteuerte Ticket der Deutschen Bahn aus der Tasche zieht und von dannen zieht - den letzten sentimentalen Blick auf die Mühle gerichtet. Zusammenfassend war
das Meat, Greet & Eat eine mehr als unterhaltsame Runde, die Teilnehmern aus ganz Deutschland exklusive Einblicke ins Innerste der Mühle ermöglichte.
Auf der
Zugfahrt zurück in Richtung Heimat setzt dann auch endlich das längst überfällige Fresskoma ein.
Die Blogomotive sinkt tiefenentspannt in ihren Sitz. Diese Erinnerung kann ihr
niemand mehr nehmen. Nicht einmal der sich lautstark echauffierende
Nebensitzer, der behauptet durch den Länderfinanzausgleich seines Bundeslandes
Bayern, nicht mehr über ausreichend Geld für eine Fensterplatzreservierung zu
verfügen. Der Blogomotive ist nun alles wurscht.