Donnerstag, 27. September 2012

Sie hat den Inge-Meysel-Flow

Manche Rentner haben es zu ihrem Hobby gemacht, kaputte Straßenlaternen und Falschparker bei der Stadt zu melden. Andere wiederum verbringen ihren Tag damit, rauchend aus ihrem Küchenfenster zu lehnen und Migrantenkinder misstrauisch zu beäugen, während sie ihr Kreuzchen innerlich schon längst bei den Republikanern gesetzt haben.

"Enkelschreck", laut eigenen Angaben Deutschlands älteste Gangsta-Rapperin Deutschlands, nahm Jahrzehnte lang den Bus vom Seniorenheim ins Studio. Ihr Debutalbum Kölnisch Wasser erschien 1925, noch vor der Blütezeit Weimarer Krisenjahre über 4711 Records, Hits wie Vom Bordstein bis zum Altenheim, Fenster Zum Tod oder Quadratur des Greises bleiben unvergessen.
Die selbsterkorene Rheuma-Rapperin hat somit einen kreativeren Weg gefunden, ihren Lebensabend zu bestreiten und schafft es, dank der stetig wachsenden Fangemeinde gleichzeitig auch noch ihre Rente aufzubessern. Wie das? Mit Merchandise vom Tattergreis.



Sonntag, 23. September 2012

Generation Smartphone meets Sensationsgeilheit

Mittlerweile ist September. Die Ferienzeit ist vorbei und so langsam kommen sie wieder, die Themen mit Nachrichtenwert. Der Blogomotive ist das an dieser Stelle völlig schnuppe. Recherchieren kann nämlich echt lästig sein. Doch zum Glück gibt es da noch den Abhilfe schaffenden Boulevardjournalismus.

Wenn inhaltlich gar nichts mehr geht, sollte man immer auf Sensationsgeilheit bauen. Und genau das macht der Blogomotivfuehrer jetzt. Who needs Ethik? Sex sells.

Das Beste daran: Jeder darf mitmachen. Fast jeder. Voraussetzung hierfür ist entweder die Vollendung des 18. Lebensjahres oder ein hohes Maß an krimineller Energie, um beim Altersnachweis zu schummeln.

Viel Vergnügen nun mit der wunderbaren Photoserie Titten & Telefone


Verbindlichster Dank geht 'raus an die Kollegen vom Vice Magazine. Ihr macht das toll.

Samsung Genio Touch (2009, Russland)

Donnerstag, 20. September 2012

Der Weg ist das Ziel. Ein Visitenkarten Spezial

Der Eintritt ins harte Arbeitsleben (manchen auch als Realität bekannt) hat die beiden Kondukteure der Blogomotive mit voller Breitseite erwischt. Zumindest temporär scheint der studentische Freizeitstress in weite Ferne gerückt zu sein. Doch das ist kein Grund den Sand in den Kopf zu stecken. Vielmehr gilt es das Beste aus dem alltäglichen Berufsleben zu machen. Es sind die kleinen Dinge, ja die Nuancen, die das Leben erst lebenswert machen. Die allseits bekannte Liebe für's Detail macht also mal wieder den Unterschied, meine Freunde.

Bei genauerer Betrachtung gar nicht so schlecht, dieses "ARBEITEN."


Darüber hinaus kommt man sich auf einmal richtig wichtig vor. Man wird auf einmal gebraucht. Und nicht mehr nur dafür, sinnlose Theorien zu lernen und daraufhin noch realitätsfernere Gedankengerüste aufzubauen. Die Menschen fangen an Dich zu siezen. Auch wenn man das gar nicht will. Herablassend wie Mitt Romney schaut man dann plötzlich auf das eigene Leben als Studenten zurück. Zweifellos hat es seine unverwischbaren Spuren hinterlassen. Und dies nicht nur bezüglich der Lebergröße, sondern offenkundig auch in diversen Gehirnwendungen.

Es ist der ewige Kampf: Theorie vs. Praxis. Sukzessiv scheint nun das Praktische die Oberhand zu gewinnen. Und das unter Kommilitonen in Vorlesungen umfeierte "Lächeln & Nicken"wird auf einmal vom "Schaffen" abgelöst. Man muss das Leben nehmen wie es kommt.

Hm, wie kriegt man da jetzt den Bogen zur eigentlichen Stoßrichtung dieses Beitrags, einem Link über Visitenkarten? Wird wohl recht schwer werden. Man hätte das zu einem früheren Zeitpunkt des Textes gut erledigen können. Jetzt ist es zu spät. Egal. Wie gesagt: Man muss das Leben nehmen wie es kommt. Mit steigendem Alter beginnt man sowieso sich zu wiederholen. Man muss das Leben nehmen wie es kommt.

Und jetzt schaut euch mal bitte diese Visitenkarten an. Vielleicht geben sie euch etwas Inspiration für 'was Eigenes. Das unten abgebildete Kärtchen gehört einem Scheidungsanwalt und ist bei genauerer Betrachtung schon ziemlich grandios ...




Sonntag, 16. September 2012

Diagnose Midlife-Gleisis | Die Leiden des jungen Werbers

Präludium

Es ist wahr: Die Sache klappert ein wenig. Ab und zu quietscht eine Dichtung, Ventile pfeifen. Träge schiebt sich die einst so aufwendige und geschmeidige Konstruktion nun eher wie ein schwerer Eisenklotz über die Gleise der Republik. Die Blogomotive tuckert behäbig durch den rauen Herbstwind. Das uneheliche Kind der Deutschen Bahn. Und Kind der 80er. Und nun: Burnout - mit 23. Rauch steigt auf. Eine Midlife-Gleisis wie sie im Buche steht. Die Fitness? Vergleichbar mit der eines überbezahlten und nach der Sommerpause übergewichtigen brasilianischen Bundesligaspielers.

Die Kondukteure schauen verdutzt in den Spiegel. Sie erblicken dabei nur die erfolgsverwöhnte und absurd abgedrehte Karikatur ihrerselbst. Da steht die Spiegelei eines Spiegeleis. Abgedroschene Wortspiele haben das ehemals noch personaligleiste Wirtschaftswunder zugrunde gerichtet. Von der BILD auf die Alliteration "Schlecker der Schiene" degradiert. Alles begann mit diesem verfluchten Axel-Springer-Indianer, der in seinem permanenten inhaltlichen Sommerloch die Ohren auf die Gleise der anrauschenden Blogomotive legte. Es folgten saftige Schlagzeile à la

WIR FINDEN BLOGOMOTIVE BLÖD!

oder

BLÖD, BLÖDER, BLOGOMOTIVE.




Des Dramas zweiter Akt.

Das Ego ist nun angekratzt. Man sagt die Zeit heile alle Wunden. Was die Zukunft bringt wird sich zeigen. Und die gravierende Amateurhaftigkeit der Redakteure - sie wird euch nicht erspart bleiben. Es gilt die alte Bloggerweisheit "Wenn sie nicht geworben sind, dann bloggen sie noch heute." So ist das. Ganz einfach. Man will ja nicht auf dem Abstellgleis landen. Arbeitslos? In Zeiten der (Sch)altersarmut bedeute dies das sichere Ende auf dem Amt.
Endstation Bürokratien.

Nein! Man will schön Kohle haben im Alter. 'Ne schöööööne Zweit-Trasse auf Teneriffa vielleicht. Und dabei breit grinsend den sorgfältig ausgewählten Klischees über das Alter fröhnen.

Man würde ...

... sich die Finger ablecken vor dem Umblättern jeder Buch- oder Zeitungsseite.

... Zettels Traum lesen.

... Herbert Grönemayers neues Album "gar nicht so schlecht finden."

...dem exzessive Nutzen von Früher-war-alles-besser-Floskeln verfallen.

... ständig von "damals, in den 90ern - den Zeiten der Prä-Digitalisierung..." schwafeln.

... und irgendwann an sich runterschauen und feststellen, dass die (Lese-)Brille an einer Kette hängt.

Welchem early-mid-twenty wird da nicht Angst und Bange? Eine Generation auf der Suche nach dem Schwein der Weisen. Die Blogomotive seufzt und lässt sich langsam in ihren Schaukelstuhl auf der Veranda sinken. Genüsslich nimmt sie einen Schluck vom Wasser des Jungbrunnens und legt die Marshall Mather's LP auf.

Erinnert ihr euch noch an die herzzereissende Eminem-Balade für seine Tochter? Hailie's Song hieß das gute Stück. Was ist mit dem süßen Mädchen von damals passiert? Nun, das ballert fleissig Bilder auf Twitter raus.



Machen wir uns nichts vor. Die Kindheit ist vorbei. Ebenso die Zeit der Unschuld. Und genau deshalb stößt die Blogomotive auch weiterhin schmutzigen Ruß in die Mainstream-Luft. Direkt aus der Motorstadt am Neckar / Mecca für Texter.



(Blogomotive ab.)

Sonntag, 9. September 2012

Rich Kids Of Instagram

Modeworte bestimmen nicht nur die Geschäftswelt (leistungsorientiert, proaktiv, nachhaltig,...), sondern nehmen auch eine bedeutende Position in unserem Privatleben ein.
Nehmen wir doch einfach mal die zwei Beispiele "Web2.0" und "Fremdschämen". Kombiniert man diese beiden Begriffe, fällt einem unweigerlich eines der größten Phänomene der Neuzeit in den Schoß. Menschen finden zunehmend Spaß an der unverfrorenen Selbstdarstellung und Beweihräucherung der eigenen Existenz.
Dieses Gesellschaftsphänomen gipfelt schließlich auf den zahlreichen Kanälen sozialer Medien.

Hier mal kurz ein Fotoalbum vom letzten DomRep-Urlaub auf Facebook gepostet, da mal schnell ein Aperol Spritz aus dem spätsommerlichen Waranga getwittert. Auf die Spitze treiben es allerdings die User der Foto-App Instagram.

Über ein Jahrhundert lang wurden bei der Optimierung kameratechnischer Entwicklungen Schweiß und Tränen der Forschung vergossen - nur damit sich die Menschen letzten Endes dazu entschließen, verwackelte Schnappschüsse ihrer angedünsteten Knoblauch-Scampi gekonnt mit Instagram zu verzerren. Sauber!
Doch so ganz ohne kann der neue Fotoblog-Dienst gar nicht sein. Schließlich griff Mark Zuckerberg, der Wolfgang Schäuble von Palo Alto, tief in die Tasche und knallte für die Geschäftsübernahme (die Blogomotive berichtete) mal eben eine Milliarde US-Dollar auf den Tisch.

Was macht Instagram also derart interessant?
Nun, vielleicht sind es die perversen Ausmaße, welche die Selbstinszenierungen mittlerweile angenommen haben?



"Rich Kids Of Instagram" bewegt sich irgendwo in der Grauzone zwischen Fremdscham und grenzenloser Arroganz.
Die schlicht gehaltene Kurzbeschreibung der Administratoren lautet "They have more money than you and this is what they do." und bringt die zentrale Intention der Website ziemlich gut auf den Punkt. Hier ist kein Platz für Neider. Sie leben in einem dir unbekannten Mikrokosmos. Und du kannst ihnen dabei zusehen. 
Auch wenn es mittlerweile etwas abgedroschen klingen mag. Gesellschaftliche Ambivalenzen wie diese haben Deichkind dazu bewegt, den Song "Leider Geil" aufzunehmen. Wer den satirischen Unterton dahinter erkennt, der kann sich auf der dazugehörigen Tumblr-Page ordentlich satt sehen. Nur zu, es ist kostenlos. Das könnt sogar ihr euch leisten.

In diesem Sinne...
Drinking #DomPerignon since 1989 #swag #winning

Sonntag, 2. September 2012

Beer 'o' clock...

Wir Deutschen haben es manchmal besser als wir wahrhaben wollen.
Besonders deutlich äußert sich dies, wenn in Sydney wieder einmal das Wochenende vor der Tür steht und man sich in geselliger Runde das ein oder andere Bierchen genehmigen möchte. An sich gar kein Problem - wenn der Geldbeutel mitspielt.
In der Regel sollte man demnach mit rund $7 pro Pulle rechnen. Ganz egal, ob man es sich in der Hotel-Lobby des Hilton bequem macht oder die Toiletten des Etablissements eher an die Schlüsselszene des Junkie-Streifens "Trainspotting" erinnern.
Eines scheinen die Gastronomen hierzulande kollektiv verstanden zu haben. Die Leute saufen trotzdem. Der Preis juckt nicht. Zumindest nicht die Einheimischen. Schon mehrfach versicherten mir meine australischen Freunde, dass es keine Seltenheit darstelle, wenn morgens mal $180 fehlen. "A 100 bucks, mate? That's what we call a good night", raunt mir einer glucksend zu, bevor er sich wieder seinem Bier und Bundaberg Rum zuwendet, glücklich wie ein Ferkel im Misthaufen.

Ja, sie ist noch immer groß, die Pub-Kultur in der größten Stadt Australiens. An der Qualität der Biere aus der Commonwealth-Nation kann es eigentlich nicht liegen. Ob nun Toohey's, Coopers, VB oder Carlton Draught - das Meiste bewegt sich nur äußerst knapp über Oettinger-Level. Und das vertreiben sie auf dem fünften Kontinent großspurig als "German Gourmet Beer", für läppische $40 die Kiste. Angesichts derartiger Realsatire fällt es oft schwer, nicht vom Glauben an Bier in seiner Rolle als urdeutsches Grundnahrungsmittel abzufallen.

Neulich abends vor dem Fernseher wird mir dann plötzlich alles klar. Schuld allein ist die Werbung! Das Beck's-Schiff feierten die Menschen höchstens wegen Joe Cockers Reibeisen-Stimme. Und auch die Semperoper konnte nicht lange von der Widerwärtigkeit eines Radeberger-Bieres ablenken. Was die Australier uns ganz klar voraus haben, sind sympathische und vor Allem überzeugende Werbespots. Und die können mächtiger sein als das deutsche Reinheitsgebot.




PS: Nein, Foster's trinkt hier NIEMAND.