Donnerstag, 29. November 2012

"Contenance, Tiger!"

"Du sollst nicht mit dem Essen spielen!"

Schon als Kind wurde es einem eingetrichtert. Händchen ans Rändchen. Und wehe, man wagte es, sich im Stile eines Michel aus Lönneberga tollkühn die Nasenlöcher mit Erbsen vollzustopfen. Ärger gab es dann, verbale Eskalation über dem familiären Esstisch. Nur geschlagen wurde man nie. Die Eltern, von der Emanzipation weichgewaschene Hippies und Pazifisten, besonnen auf der wirtschaftlichen Erfolgswelle der 1980er-Jahre reitend.

Das Resultat sind nun wir. Die Waschlappen-Generation, die (zum Glück, will man sagen!) nie eine kriegerische Auseinandersetzung am eigenen Leib erfahren musste. Die in Zeiten aufwuchs, in denen selbst das unterste Proletariat nie Hunger leiden musste und die mit Krieg nur noch in Verbindung kam, wenn einem bei Aufräumarbeiten auf Opas Dachboden zwischen eingestaubten Schellackplatten von Edith Piaf ein vergilbtes Parteibuch in die Hände fiel.

Willkommen in der Wohlstandsgesellschaft. Es ist die Gesellschaft, in der man Spargel im November reicht, ganz gerne auch Erdbeeren zu Weihnachten. Man erfreut sich endlich an den wesentlichen Dingen des Lebens,  etwa am fein-würzigen Aroma und vollmundigen Bouquet eines südfranzösischen Merlot, der Gaumen und Zunge mit jeden Schluck neckisch umkitzelt. Die heutige Gesellschaft verkrampft bei der emsigen Suche nach kreativen Wortschöpfungen oder spektakulären Adjektiven, nur um damit schon längst dagewesene Umstände zu beschreiben. Blinder Darstellungszwang, nichts als billige Effekthascherei. Der Mensch will sich von der Masse abgeben, er will Künstler sein.
Doch wer zieht überhaupt die inhaltliche Linie zwischen Kunst und Irrsinn? 

"Jeder Mensch ist ein Künstler!", proklamierte einst Joseph Beuys. Und hätte das die Wiener Kunsthochschule im Wintersemester 1907 genauso gesehen, unseren Großeltern wäre der Krieg wohl ebenfalls erspart geblieben.   
Tatsache bleibt, dass sich Kunst in unzähligen Variationen äußern kann und muss. Die eine unterhält, die Andere regt zum Nachdenken an. Und nicht selten polarisiert Kunst die Massen.

Hobby-Knipser Andrew J. Small hat sich für eine gesunde Mischung dieser Komponenten entschieden und benutzt seine gutmütige Bulldogge Tiger, um eine Plattform für seine abstrakte Kunstform zu schaffen.
Die Lebensmittel-Fotografien des Amerikaners zeigen vieles: Scham, Verletzlichkeit, Ungeduld, manchmal auch Freude und subtile Begeisterung. Es ist ein ehrlicher, selbstkritischer Blick in die abgrundtiefe Sinnlosigkeit der amerikanischen Esskultur. Und Joseph Beuys, der Erfinder der Fettecke? Der hätte beim Anblick dieser Fotos vermutlich feuchte Augen bekommen...

Hund mit Apfelmus
Hund mit grünen Erbsen
Hund mit Mikado-Stäbchen

Hund mit Fetakäse
Hund mit Twinkies...Gott hab sie selig.


Mehr von diesen grandiosen Werken fotographischer Kunst findet Ihr unter
foodonmydog.com, viel Spaß beim Runterscrollen!

Dienstag, 27. November 2012

Talk is Cheap - How Social Virality Works

Bad news is good news. Man muss kein PR-Studium hinter sich gebracht haben, um die medienpsychologischen Auswirkungen von schlechter Publicity zu verstehen. Gut, die Blogomotive hat zufällig so ein Studium hinter sich gebracht. Aber das tut an dieser Stelle nichts zur Sache und ist absolut nebensächlich! Gerade Unternehmen, die mehr nach Bekanntheit als nach einem soliden Image streben, provozieren gerne. Das alles mit einem Ziel im Auge: anzuecken. Ein aktuell herausragendes Beispiel ist die Werbekampagne von Redcoon.




Beabsichtigte Niveaulosigkeit stößt auf beabsichtigte Empörung, stößt auf beabsichtigte Reaktion der Menschen, stößt auf beabsichtigten Erfolg der Elektronikklitsche. Dabei müsste man doch mittlerweile die Degeneriertheit der Gesellschaft wenigstens ein bisschen einschätzen können. Sex sells. Wieder so eine Floskel.

YouTube konnte über die Chose nicht besonders Lachen, sperrte das Video für unter 18-Jährige und goss somit feinstes Öl in's Feuer. Abgesehen davon, dass ich vermutlich niemand von solch einer Altersbeschränkung beeindrucken lässt, steigt durch die Zensur vor allem die mediale Wahrnehmung durch die Verbraucher.



An dieser Stelle deshalb viel Respekt an die Agentur Serviceplan für die gelungene Umsetzung der Retourkutsche. Mittlerweile haben Hunderttausende den Clip mit feuchten Augen betrachtet. Der Blogomotive gefällt das. Schließlich wird sie neben der Kohle vor allen Dingen durch niedere Instinkte angetrieben.

Donnerstag, 22. November 2012

Die Blogomotive muss nur eins ...

...sterben.

Und weil das so ein unangenehmes Thema ist, verpackt man es am besten in Form freundlich dreinblickender Cartoon-Figuren. Denn sehr viel anschaulicher als Metro es inszeniertlässt sich das wohl kaum bewerkstelligen. Die Blogomotive möchte jene ernste Botschaft lautstark verbreiten. Denn jährlich stürzen sich unzählige Themen vor ihr in den tot. Doch mit diesem Schicksal ist man zum Glück nicht alleine.

Dumb ways to die ist die kreative Antwort auf die tausenden Menschen, die jedes Jahr unter Zügen begraben werden. Ob dies gewollt oder ungewollt geschieht, sei an dieser Stelle mal dahingestellt. Nun viel Spaß mit einem garantierten Ohrwurm! So muss Aufklärung praktiziert werden. Die Blogomotive fordert an dieser Stelle das gleiche Vorgehen bei jeglichen wichtigen Themen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Und besser als die altgedienten Vorsicht, Jutta-Kampagne ist es allemal ...


Donnerstag, 15. November 2012

Johann Lafer meets Odd Future



"A friend from Arizona texted me a couple weeks ago and told me to listen to him on YouTube. And since then I've done that thing where you watch literally every YouTube video about a person, whether it be a song or just some dinky, terribly produced interview." 
Cord Jefferson, music critique


Albanien ist für viele eher ein unbeschriebenes Blatt. Ein weißer Punkt auf der Landkarte, irgendwo zwischen Kroatien und Griechenland. Für seine kulturellen Beiträge ist der kleine Balkanstaat ebenso wenig bekannt.
Und doch passt die altbewährte Floskel von den Ausnahmen, die die Regel bestätigen. SNL-Legende und Blues Brother John Belushi hatte hier seine Wurzeln, bevor Anfang der 80er seine Pumpe versagte - ein Resultat mehrerer Koka-Lines, so dick wie Cevapcici.

30 Jahre später greifen Arian Asllanis rosafarbene Wurstfinger zum Stift, um ihn mit einer einzigen Unterschrift $1.500.000 reicher zu machen. Es ist der 13. August 2012, Action Bronson hat einen Vertrag beim Warner Brothers Sublabel VICE Records unterzeichnet und greift als nächster US-Albaner nach den Sternen der amerikanischen Unterhaltungsindustrie.


"I got the voice to make the ladies moist /
and soon I'll have this Papi hopping out the hazy Royce"

Nur drei Jahre zuvor sah das Leben von Bronson noch alles andere als rosig aus. Der stark untersetzte Sohn einer Gastronomenfamilie aus Flushing, Queens war während seiner Tätigkeit in einem auf mediterrane Küche spezialisierten Restaurant ausgerutscht und hatte sich ordentlich die tätowierten Haxen verzwirbelt. Ans Bett eines New Yorker Krankenhauses gebunden, wagte er einen vollkommenen Neuanfang. Seine Freunde aus der Küche und dem Viertel hatten bereits semi-professionelle Erfahrungen mit dem Rap-Geschäft gesammelt und Action wollte es ihnen gleichtun. Die Basics hatte er sich jedoch nicht nur von seinen Kumpels abgeschaut, sondern schon als kleiner Junge Big Daddy Kane auf den Headphones gepumpt und brav die HipHop-Schule besucht. Das Feilen an der Raptechnik übte er nun bei der Physio oder während der unzähligen, dichten Sessions in einem der Home Studios seiner Kumpels.


"Yes, I'm living gnarly, the 40 ounce of barley /
open up cigars and fill them with a bunch of Marley"

Zu dieser Zeit hatte er lediglich durch die amüsante und kurzweilige Aufarbeitung seiner Kochkünste ("Action In The Kitchen") lokale Aufmerksamkeit erregt. Nur wenige Monate später klopfte bereits die GQ-Redaktion an seiner Tür , um ihn nach seinen New Yorker Lieblingsrestaurants zu fragen. Zu begründen war dies allerdings mit der Tatsache, dass aus seinem Traum vom zweiten Standbein als Musiker mittlerweile Realität geworden war.
Dass er innerhalb kürzester Zeit vom passionierten Vollzeit-Chefkoch und Hobby-Rapper zu einem der gefragtesten Underground-Größen heranwachsen würde, hätte wohl keiner gedacht, am wenigsten er selbst. Dabei ist "Bronsolino", wie ihn seine Fans oft titulieren, nur er selbst geblieben. Und wird dafür ebenso oft müde belächelt wie hemmungslos gefeiert. Zugegeben, es ist ein Anblick, an den man sich erst einmal gewöhnen muss. Action misst 1,70m und bringt dabei nach eignen Angaben stolze 140 Kilo auf die Waage. Sein feuerroter Bart und die ständig auf Halbmast hängenden Augenlider fallen dabei gar nicht mehr auf.

"Same person on camera or when the camera off /
hash straight from the desert, can knock a camel off"

Wenn er schließlich seinen Mund öffnet und die Wörter wie ein Wasserfall aus ihm heraussprudeln, verstummt auch der letzte Kritiker mit Hornbrille. Denn der erste Eindruck trügt wie so oft - wer Bronson als White Trash abzustempeln versucht, liegt vollkommen daneben. Aufmerksam hat der "beautiful rap singer" in den vergangenen 28 Jahren das Leben und seine Umwelt beobachtet und bringt nun alles zu Papier. So preisen ihn die Musikmedien für den nicht enden wollenden Schwall popkultureller Vergleiche in seinen Texten. Diese drehen sich einmal um die Olympischen Winterspiele von Nagano 1998, ein andermal um den Vegas-Magnaten Steve Wynn oder einen jüdischen Amateur-Wrestler aus den 80ern namens Barry Horrowitz. Dabei reiht Action Doppelreim an Doppelreim und verschlingt umstehende Rapper so mühelos als wären sie Balkan-Platten mit ordentlich Ajvar und Zwiebeln.
Actions Mikrokosmos dreht sich um Frauen, Drogen, Mode und - in allererster Linie - ums Fressen. Der Grund seines Erfolges liegt dennoch nicht darin, was er in seinen Texten erzählt, sondern vielmehr wie er es tut. Seine Gedanken sind anstößig, satirisch, und nicht selten vollkommen absurd. Action lebt in seiner eigenen Welt und gewährte seiner mit jedem Tag wachsenden Fangemeinde nun schon auf fünf Releases exklusiven Eintritt in das Innenleben des vielleicht besten Indie-Rappers seit Talib Kweli.


"It's '95, younger Bronson on the fast track /
to blast gat, now I'm looking past that /
I want a cash stack higher than the NASDAQ"

Mit seinen Reimen malt Action Bilder in den Köpfen seiner Hörerschaft wie es früher nur ein gewisser Christopher Wallace zu tun vermochte.
Vielleicht liegt es also an seinem Charisma, die augenscheinlichen Parallelen zu Biggie Smalls  - nur in weiß und mit kleinen, wässerig-blau schimmernden Augen. Vielleicht aber auch an seiner konsequenten Scheißegal-Haltung gegenüber allen Konventionen der Musikbranche, an der selbst ein hoch dotierter Majordeal in Zukunft nichts ändern dürfte. Warum sollte man auch Samples von Phil Collins oder Dean Martin verzichten? Warum bei Konzerten auf der Bühne bleiben? Warum keinen Festival-Freestyle vom Dixi-Klo aus kicken?

Mittlerweile herrschen bei Auftritten des bärtigen MCs Zustände, wie sie in jüngster Vergangenheit nur von der Posse um Tyler, Earl und Hodgy heraufbeschworen werden konnte. Auf gut deutsch, die Leute rasten völlig aus.

"I'm on the art and the food scene /
fuck rap, laying back, eating poutine"

Bronson, derzeit noch Support Act von Cypress Hill auf deren US-Tournee, wird im Dezember erneut seine europäische Anhängerschaft beehren und spielt im nunmehr dritten Anlauf endlich auch auf deutschem Boden. Die Blogomotive muss sich noch ein wenig länger gedulden und hat sich eines der letzten Tickets für den Januar-Gig in Sydney sichern können.

Seit heute steht Actions neuestes Mixtape Rare Chandliers als Free Download auf den Datpiff-Servern bereit. Auf 14 von The Alchemist produzierten Songs vereint er New York und Los Angeles zu einem gewohnt unterhaltsamen Feuerwerk aus Beats & Rhymes. 

OUT NOW - CLICK HERE TO DOWNLOAD


Auch nach gerade einmal zwei Jahren im Business kann Bronson auf ein enormes musikalisches Œuvre zurückblicken, so eindrucksvoll wie die Statur des Mannes, der dahinter steckt. Wer seinen Aufstieg bisher vollkommen verschlafen haben sollte, dem haben wir deshalb noch ein kleines Schmankerl vorbereitet. 


Für BRONSOLINI'S FINEST haben wir nur die saftigsten Rosinen aus Action Bronsons Rap-Kuchen gepickt und servieren Euch hiermit unser zweites (inoffizielles) Mixtape, noch offenwarm aus dem Blogomotiven-Depot.
18 Tracks zum hemmungslosen mitrappen, tanzen, feiern und trinken. Sichert Euch das Ding hier und gleich via Dropbox.

Einfach eine kurze Mail an reinickeblog@gmail.com und ihr seid mit von der Partie. So einfach ist das.

Dienstag, 13. November 2012

Das könnt ihr uns ruhig glauben, wir stehen immerhin vor einem Bücherregal.

Auch die Blogomotive hat einen Bildungsauftrag. Und weil sie diesem nicht einmal annähernd nachkommt, nutzt sie frech das Material anderer öffentlich-rechtlichen Leidensgenossen. Solange die GEMA-Reform noch nicht in Kraft getreten ist, muss man sich eben noch am geistigen Eigentum der Anderen laben.

Die Kollegen vom SWR liefern eines der besten Satirevideos seit langem. Zu verdanken haben Sie dies nicht zuletzt Pierre  M. Krause. Der Mann, der zeigt, dass man beim BBC auch Gutes gibt. Jimmy Savile verpasste dem Sender zuletzt etwas viel schlechte Publicity. Das nun folgende Video ist von einem britischen Sketch inspiriert und entspricht von der ersten bis zur letzten Sekunde der Wahrheit. Zumindest was den stereotypen Ablauf von Reportagen in diesem Land angeht. Und das ganze auch noch im schönen Stuttgart.

Köööööstlich!


Freitag, 26. Oktober 2012

All Blacks Everything

Neuseeland vermag sich sich mit allerlei beeindruckenden Fakten zu brüsten. Zum Beispiel damit, das jüngste Land der Erde zu sein. Oder fast zehnmal mehr Schafe als Menschen zu beherbergen. Ganz sicher aber nicht damit, eine Vormachtstellung in Sachen Musikkultur einzunehmen.

Auch 33 Jahre nach Rapper's Delight scheint HipHop noch nicht so ganz bei den Kiwis angekommen zu sein. Und doch - alle Schaltjahre mal wieder blitzen hier und da Talente durch, mit denen niemand gerechnet hätte.
Der erste Kiwi, der sich mit neuseeländischem Sprechgesang an die Spitze der Charts zwitscherte, war Maori-Abkömmling Scribe. Obwohl sein The Crusader 2003 fünfmal Platin gegangen war und enormes Kritikerlob erhielt, kehrte jedoch schnell wieder Ruhe in Neuseelands Rap-Landschaft ein.


So konnte Rhyme Book, das vier Jahre später erschienene Sophomore Album des Samoaners, dem erwarteten Hype nicht gerecht werden und enttäuschte in den Medien auf ganzer Linie - es sollte ein One-Hit-Wonder bleiben.

Danach tat sich erneut einige Zeit nichts, bis Auckland Native David Dallas zu Stift und Papier griff und einen auf dem Inselstaat bisher nie da gewesenen Zuspruch als Künstler erhielt. 


Kanyeeze himself drückte Dallas' Debutalbum Something Awesome den Swag-Stempel auf und verschaffte ihm in der Folge einen Majordeal mit Duck Down Records in New York, woraufhin er als erster Kiwi-Spitter flügge wurde und seine Zelte auf der Nordinsel abbrach. Auch wenn heute sowohl Wellington, als auch Auckland oder Christchurch noch immer Lichtjahre von der South Bronx entfernt sein mögen, konnte Neuseelands Rapszene zum ersten Mal die Früchte jahrelanger Untergrund-Arbeit ernten.

Und auch die Zukunft fällt wieder deutlich rosiger aus. Vor wenigen Monaten füllten die drei Jungs der Home Brew Crew Seiten über Seiten der internationalen Musikpresse und wurden für ihr selbstbetiteltes Erstlingswerk ausgiebig gefeiert. Der Lohn: mehrere Musikpreise, ein Nummer-Eins-Album und eine anschließende Welttournee voller Pyrotechnik und Schnaps, die sich in Zeiten von DJ Bobo-Shows im LIDL-Katalog absolut nicht zu verstecken brauchte. 



Vielleicht trotten die Neuseeländer dem Rest der Welt in Sachen Trendbewusstsein immer eine Dekade hinterher. Spätestens wenn 2025 der Sohn von Haftbefehl und Justin Bieber eine Platte herausbringt, werden wir ihnen dafür jedoch äußerst dankbar sein.

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Kein Navi mit trotz Abi-Schnitt.

Egal ob die Pinakothek, der FC Bayern oder das Oktoberfest - die bayrische Landeshauptstadt hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. Gerne schaut man deshalb als Stuttgarter spontan bei den Nachbarn aus dem Süden für ein paar Tage vorbei und genießt das dortige Flair.


München ist eine Stadt von Welt. Hier findet sich die seltene Synthese von wirtschaftlicher und kultureller Stärke. Nicht zuletzt deshalb zieht die Millionenstadt auch zahlreiche Neider auf sich. München, die Stadt der Bonzen, gilt als weit verbreitetes Klischee.



Künstler und besonders Musiker zieht es oft in entlegene Städte, in denen sie Gleichgesinnte finden. Berlin oder Hamburg, um das Kind beim Namen zu nennen. Insbesondere Menschen aus dem HipHop-Umfeld tun sich zwischen Englischem Garten und Frauenkirche schwer mit dem Brötchen verdienen. Und gerade die vielerorts geforderte Straßenkredibilität will in München so richtig niemand unter Beweis stellen können. Es ist ein Jammer!



Nun gut. Man sollte an dieser Stelle nicht alles schlecht reden was mit München und Rap zu tun hat. Aber seien wir ganz ehrlich. Abgesehen von Main Concept und den öffentlich-rechtlichen Sprechsängern von Blumentopf blieb der Erfolg in der Stadt der Bazi der facto aus.



Die Blogomotive möchte deshalb eine Lanze für Münchner Rap brechen. Sie beruft sich dabei auf ihre, durch die exzessive Juice-Lektüre geförderte, Rap-Expertise. Und in diesem Metier kann in puncto Text- und Sprachgewandheit wohl niemand Ali A$ so mir nichts, dir nichts das Wasser reichen.



Mit mittlerweile 33 Jahren ist der aus Pakistan stammende Wahlmünchner wahrlich kein Jungspund mehr. Aber diese Rolle füllt Cro ja derzeit zu Genüge aus. Dafür bringt der verrauchte Abiturient mit 1,8-Schnitt so einiges mit sich an Lebenserfahrung. Neben redaktionellen Tätigkeiten für die ARD-Talkshow Fliege versuchte sich Zulfiqar Ali Chaudhry ( Ali's bürgerlicher Name) auch als offizieller deutscher Kulturbotschafter im Ausland. Die Blogomotive möchte euch an dieser Stelle folgendes Trash-Photo nicht vorenthalten


Reinhold Messner mit seinem verlorenen Sohn Ali.


Zurück zum Rap: Ali kam schon in jungen Jahren in Verbindung mit der Musik. Nach zahlreichen kleineren musikalischen Intermezzi verschlug es ihn 2006 zu Samy Deluxe damaligem Label Deluxe Records. Nach drei Releases von Ali A$ endete im Jahre 2009 auch diese Ära mit der Schließung des Labels. Seitdem ist es ruhig geworden um Ali A$. Wer sein Material einmal genau angehört hat, ist meist sofort von seinem musikalischen Talent überzeugt. Einer der vielleicht meist unterschätzten Rapper Deutschlands wurde von vielen totgesagt. Seine Fanbase blieb ihm treu. Projekte wie das unter dem Namen Baåder Meinhøf veröffentlichtes Battlerap-Mixtape 1000 Bars (Name ist Programm) mit seinem Kollegen Pretty Mo bewiesen erneut seine Qualitäten als Texter. Kenner der Wortspiel-Szene beteuern immer wieder, dass er vermutlich der einzige Kerl ist, der Kollegahs Punchline-Feuerwerk etwas Adäquates entgegenzusetzen hat.








An dieser Stelle als erster Beweis für sein unnachahmliches Können soll seine Interpretation des Stieber-Twins-Klassikers "Malaria"dienen; Teil der beliebten Aggro Berlin HALT-DIE-FRESSE-Reihe. Viel Vergnügen damit.








Fans und jene, die es werden wollen warten seit Jahren vergeblich auf das Album des Künstlers. Trotz konträrer Erfolgsquote in Sachen Plattenverkäufe wird in der Blogosphäre permanent der Vergleich zu Dr. Dre's Detox  gezogen. Dieses Jahr soll es dann endlich kommen. Der Albumtitel "Ey, man wo ist mein Output?" deutet auf eine gewisse Selbstironie hin.



Nun noch ein kleiner Vorgeschmack auf das hoffentlich bald kommende "EMWIMO". Der Neo-Proll kommt mit Einblicken in sein Privatleben um die Ecke. Noch bevor uns alle die allweihnachtliche Nächstenliebe packt. Und soll will die Blogomotive ganz im gender Sinne mit den Worten schließen.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Wahl-Spezial: Weichenwechsel für Stuttgart

Über Politik redet man nicht. Zumindest dann nicht, wenn man es sich mit den Menschen nicht verscherzen will. Aber jetzt mal ganz objktiv: 16 Jahre Wolfgang Schuster sind vielen Menschen in Stuttgart schlichtweg mehr als genug. Da muss mal frischer Wind her, munkelt auch die Blogomotive. Die endlos anmaßende Legislaturperiode des inoffiziellen Weindorf-Champions erinnert an einen gewissen Altkanzler (Blogomotivführer berichtete) und fordert gar einen Neologismus - kohlesk. War das jetzt schon zu wertend? Am besten, man legt gleich seine politische Einstellung offen. Denn persönlich hat man schließlich schon lange entschieden, wer der richtige Mann für den besseren Kaufhaus-Eröffnungs-Job ist.

Kriegt sowohl Brezeln als auch Wortspiele gebacken: der OB-Kandidat der Blogomotive

Manchmal, aber eigentlich immer, zieht die Blogomotive ernste Sachverhalte ins Lächerliche. Irgendwer muss es ja tun. Und ganz ungefährlich ist die Sache nicht. Man lebt in ständiger Angst. Und um ein weiteres Gerücht zu beantworten: Selbstverständlich wird die Blogomotive vom Verfassungsschutz observiert. Das gehört doch mittlerweile zum guten Ton in der Blogosphäre. Mit dem Friedrich ist man längst per Du. Und wird's mal brenzlig, zerschreddern die Jungs dort einfach ein paar DIN A4 Seiten.

Zurück zum Kern der Sache - den Favoriten der OB-Wahl in Stuttgart. Bleibt Schuster bei seinen Leisten und darf sein Amt an den parteilosen Kandidaten Sebastian Turner abtreten? Der Mann, der eigentlich alles kann. Der Mann, der so ziemlich jedem relevanten Vorstand angehört und sich trotzdem so süß von Kindern an den Ohren ziehen lässt. Oder gewinnt doch der Wortspiel-Gott und Polit-Methusalem Fritz Kuhn die Wahl? Letzterer beeindruckte in der Vergangenheit vor allem damit, auf jedem seiner Wahlplakate komplett anders auszusehen. Das stiftete Verwirrung. Dies tat auch der Gang an die Wahlurne, als urplötzlich nicht weniger als 14 Namen zur Auswahl standen. Man hat bis 18 Uhr also im wahrsten Sinne des Wortes die Qual der Wahl.

In einer guten halben Stunde kommen die ersten Hochrechnungen. Man darf also gespannt sein. Was das Ergebnis angeht, so bleibt die Blogomotive ausnahmsweise mal diplomatisch. Sie will das Beste für Stuttgart. Und eine flächendeckende Installation von Club-Mate-Springbrunnen mit integrierten iPhone-Ladekabeln. Ist das denn zu viel verlangt?

Donnerstag, 27. September 2012

Sie hat den Inge-Meysel-Flow

Manche Rentner haben es zu ihrem Hobby gemacht, kaputte Straßenlaternen und Falschparker bei der Stadt zu melden. Andere wiederum verbringen ihren Tag damit, rauchend aus ihrem Küchenfenster zu lehnen und Migrantenkinder misstrauisch zu beäugen, während sie ihr Kreuzchen innerlich schon längst bei den Republikanern gesetzt haben.

"Enkelschreck", laut eigenen Angaben Deutschlands älteste Gangsta-Rapperin Deutschlands, nahm Jahrzehnte lang den Bus vom Seniorenheim ins Studio. Ihr Debutalbum Kölnisch Wasser erschien 1925, noch vor der Blütezeit Weimarer Krisenjahre über 4711 Records, Hits wie Vom Bordstein bis zum Altenheim, Fenster Zum Tod oder Quadratur des Greises bleiben unvergessen.
Die selbsterkorene Rheuma-Rapperin hat somit einen kreativeren Weg gefunden, ihren Lebensabend zu bestreiten und schafft es, dank der stetig wachsenden Fangemeinde gleichzeitig auch noch ihre Rente aufzubessern. Wie das? Mit Merchandise vom Tattergreis.



Sonntag, 23. September 2012

Generation Smartphone meets Sensationsgeilheit

Mittlerweile ist September. Die Ferienzeit ist vorbei und so langsam kommen sie wieder, die Themen mit Nachrichtenwert. Der Blogomotive ist das an dieser Stelle völlig schnuppe. Recherchieren kann nämlich echt lästig sein. Doch zum Glück gibt es da noch den Abhilfe schaffenden Boulevardjournalismus.

Wenn inhaltlich gar nichts mehr geht, sollte man immer auf Sensationsgeilheit bauen. Und genau das macht der Blogomotivfuehrer jetzt. Who needs Ethik? Sex sells.

Das Beste daran: Jeder darf mitmachen. Fast jeder. Voraussetzung hierfür ist entweder die Vollendung des 18. Lebensjahres oder ein hohes Maß an krimineller Energie, um beim Altersnachweis zu schummeln.

Viel Vergnügen nun mit der wunderbaren Photoserie Titten & Telefone


Verbindlichster Dank geht 'raus an die Kollegen vom Vice Magazine. Ihr macht das toll.

Samsung Genio Touch (2009, Russland)

Donnerstag, 20. September 2012

Der Weg ist das Ziel. Ein Visitenkarten Spezial

Der Eintritt ins harte Arbeitsleben (manchen auch als Realität bekannt) hat die beiden Kondukteure der Blogomotive mit voller Breitseite erwischt. Zumindest temporär scheint der studentische Freizeitstress in weite Ferne gerückt zu sein. Doch das ist kein Grund den Sand in den Kopf zu stecken. Vielmehr gilt es das Beste aus dem alltäglichen Berufsleben zu machen. Es sind die kleinen Dinge, ja die Nuancen, die das Leben erst lebenswert machen. Die allseits bekannte Liebe für's Detail macht also mal wieder den Unterschied, meine Freunde.

Bei genauerer Betrachtung gar nicht so schlecht, dieses "ARBEITEN."


Darüber hinaus kommt man sich auf einmal richtig wichtig vor. Man wird auf einmal gebraucht. Und nicht mehr nur dafür, sinnlose Theorien zu lernen und daraufhin noch realitätsfernere Gedankengerüste aufzubauen. Die Menschen fangen an Dich zu siezen. Auch wenn man das gar nicht will. Herablassend wie Mitt Romney schaut man dann plötzlich auf das eigene Leben als Studenten zurück. Zweifellos hat es seine unverwischbaren Spuren hinterlassen. Und dies nicht nur bezüglich der Lebergröße, sondern offenkundig auch in diversen Gehirnwendungen.

Es ist der ewige Kampf: Theorie vs. Praxis. Sukzessiv scheint nun das Praktische die Oberhand zu gewinnen. Und das unter Kommilitonen in Vorlesungen umfeierte "Lächeln & Nicken"wird auf einmal vom "Schaffen" abgelöst. Man muss das Leben nehmen wie es kommt.

Hm, wie kriegt man da jetzt den Bogen zur eigentlichen Stoßrichtung dieses Beitrags, einem Link über Visitenkarten? Wird wohl recht schwer werden. Man hätte das zu einem früheren Zeitpunkt des Textes gut erledigen können. Jetzt ist es zu spät. Egal. Wie gesagt: Man muss das Leben nehmen wie es kommt. Mit steigendem Alter beginnt man sowieso sich zu wiederholen. Man muss das Leben nehmen wie es kommt.

Und jetzt schaut euch mal bitte diese Visitenkarten an. Vielleicht geben sie euch etwas Inspiration für 'was Eigenes. Das unten abgebildete Kärtchen gehört einem Scheidungsanwalt und ist bei genauerer Betrachtung schon ziemlich grandios ...




Sonntag, 16. September 2012

Diagnose Midlife-Gleisis | Die Leiden des jungen Werbers

Präludium

Es ist wahr: Die Sache klappert ein wenig. Ab und zu quietscht eine Dichtung, Ventile pfeifen. Träge schiebt sich die einst so aufwendige und geschmeidige Konstruktion nun eher wie ein schwerer Eisenklotz über die Gleise der Republik. Die Blogomotive tuckert behäbig durch den rauen Herbstwind. Das uneheliche Kind der Deutschen Bahn. Und Kind der 80er. Und nun: Burnout - mit 23. Rauch steigt auf. Eine Midlife-Gleisis wie sie im Buche steht. Die Fitness? Vergleichbar mit der eines überbezahlten und nach der Sommerpause übergewichtigen brasilianischen Bundesligaspielers.

Die Kondukteure schauen verdutzt in den Spiegel. Sie erblicken dabei nur die erfolgsverwöhnte und absurd abgedrehte Karikatur ihrerselbst. Da steht die Spiegelei eines Spiegeleis. Abgedroschene Wortspiele haben das ehemals noch personaligleiste Wirtschaftswunder zugrunde gerichtet. Von der BILD auf die Alliteration "Schlecker der Schiene" degradiert. Alles begann mit diesem verfluchten Axel-Springer-Indianer, der in seinem permanenten inhaltlichen Sommerloch die Ohren auf die Gleise der anrauschenden Blogomotive legte. Es folgten saftige Schlagzeile à la

WIR FINDEN BLOGOMOTIVE BLÖD!

oder

BLÖD, BLÖDER, BLOGOMOTIVE.




Des Dramas zweiter Akt.

Das Ego ist nun angekratzt. Man sagt die Zeit heile alle Wunden. Was die Zukunft bringt wird sich zeigen. Und die gravierende Amateurhaftigkeit der Redakteure - sie wird euch nicht erspart bleiben. Es gilt die alte Bloggerweisheit "Wenn sie nicht geworben sind, dann bloggen sie noch heute." So ist das. Ganz einfach. Man will ja nicht auf dem Abstellgleis landen. Arbeitslos? In Zeiten der (Sch)altersarmut bedeute dies das sichere Ende auf dem Amt.
Endstation Bürokratien.

Nein! Man will schön Kohle haben im Alter. 'Ne schöööööne Zweit-Trasse auf Teneriffa vielleicht. Und dabei breit grinsend den sorgfältig ausgewählten Klischees über das Alter fröhnen.

Man würde ...

... sich die Finger ablecken vor dem Umblättern jeder Buch- oder Zeitungsseite.

... Zettels Traum lesen.

... Herbert Grönemayers neues Album "gar nicht so schlecht finden."

...dem exzessive Nutzen von Früher-war-alles-besser-Floskeln verfallen.

... ständig von "damals, in den 90ern - den Zeiten der Prä-Digitalisierung..." schwafeln.

... und irgendwann an sich runterschauen und feststellen, dass die (Lese-)Brille an einer Kette hängt.

Welchem early-mid-twenty wird da nicht Angst und Bange? Eine Generation auf der Suche nach dem Schwein der Weisen. Die Blogomotive seufzt und lässt sich langsam in ihren Schaukelstuhl auf der Veranda sinken. Genüsslich nimmt sie einen Schluck vom Wasser des Jungbrunnens und legt die Marshall Mather's LP auf.

Erinnert ihr euch noch an die herzzereissende Eminem-Balade für seine Tochter? Hailie's Song hieß das gute Stück. Was ist mit dem süßen Mädchen von damals passiert? Nun, das ballert fleissig Bilder auf Twitter raus.



Machen wir uns nichts vor. Die Kindheit ist vorbei. Ebenso die Zeit der Unschuld. Und genau deshalb stößt die Blogomotive auch weiterhin schmutzigen Ruß in die Mainstream-Luft. Direkt aus der Motorstadt am Neckar / Mecca für Texter.



(Blogomotive ab.)

Sonntag, 9. September 2012

Rich Kids Of Instagram

Modeworte bestimmen nicht nur die Geschäftswelt (leistungsorientiert, proaktiv, nachhaltig,...), sondern nehmen auch eine bedeutende Position in unserem Privatleben ein.
Nehmen wir doch einfach mal die zwei Beispiele "Web2.0" und "Fremdschämen". Kombiniert man diese beiden Begriffe, fällt einem unweigerlich eines der größten Phänomene der Neuzeit in den Schoß. Menschen finden zunehmend Spaß an der unverfrorenen Selbstdarstellung und Beweihräucherung der eigenen Existenz.
Dieses Gesellschaftsphänomen gipfelt schließlich auf den zahlreichen Kanälen sozialer Medien.

Hier mal kurz ein Fotoalbum vom letzten DomRep-Urlaub auf Facebook gepostet, da mal schnell ein Aperol Spritz aus dem spätsommerlichen Waranga getwittert. Auf die Spitze treiben es allerdings die User der Foto-App Instagram.

Über ein Jahrhundert lang wurden bei der Optimierung kameratechnischer Entwicklungen Schweiß und Tränen der Forschung vergossen - nur damit sich die Menschen letzten Endes dazu entschließen, verwackelte Schnappschüsse ihrer angedünsteten Knoblauch-Scampi gekonnt mit Instagram zu verzerren. Sauber!
Doch so ganz ohne kann der neue Fotoblog-Dienst gar nicht sein. Schließlich griff Mark Zuckerberg, der Wolfgang Schäuble von Palo Alto, tief in die Tasche und knallte für die Geschäftsübernahme (die Blogomotive berichtete) mal eben eine Milliarde US-Dollar auf den Tisch.

Was macht Instagram also derart interessant?
Nun, vielleicht sind es die perversen Ausmaße, welche die Selbstinszenierungen mittlerweile angenommen haben?



"Rich Kids Of Instagram" bewegt sich irgendwo in der Grauzone zwischen Fremdscham und grenzenloser Arroganz.
Die schlicht gehaltene Kurzbeschreibung der Administratoren lautet "They have more money than you and this is what they do." und bringt die zentrale Intention der Website ziemlich gut auf den Punkt. Hier ist kein Platz für Neider. Sie leben in einem dir unbekannten Mikrokosmos. Und du kannst ihnen dabei zusehen. 
Auch wenn es mittlerweile etwas abgedroschen klingen mag. Gesellschaftliche Ambivalenzen wie diese haben Deichkind dazu bewegt, den Song "Leider Geil" aufzunehmen. Wer den satirischen Unterton dahinter erkennt, der kann sich auf der dazugehörigen Tumblr-Page ordentlich satt sehen. Nur zu, es ist kostenlos. Das könnt sogar ihr euch leisten.

In diesem Sinne...
Drinking #DomPerignon since 1989 #swag #winning

Sonntag, 2. September 2012

Beer 'o' clock...

Wir Deutschen haben es manchmal besser als wir wahrhaben wollen.
Besonders deutlich äußert sich dies, wenn in Sydney wieder einmal das Wochenende vor der Tür steht und man sich in geselliger Runde das ein oder andere Bierchen genehmigen möchte. An sich gar kein Problem - wenn der Geldbeutel mitspielt.
In der Regel sollte man demnach mit rund $7 pro Pulle rechnen. Ganz egal, ob man es sich in der Hotel-Lobby des Hilton bequem macht oder die Toiletten des Etablissements eher an die Schlüsselszene des Junkie-Streifens "Trainspotting" erinnern.
Eines scheinen die Gastronomen hierzulande kollektiv verstanden zu haben. Die Leute saufen trotzdem. Der Preis juckt nicht. Zumindest nicht die Einheimischen. Schon mehrfach versicherten mir meine australischen Freunde, dass es keine Seltenheit darstelle, wenn morgens mal $180 fehlen. "A 100 bucks, mate? That's what we call a good night", raunt mir einer glucksend zu, bevor er sich wieder seinem Bier und Bundaberg Rum zuwendet, glücklich wie ein Ferkel im Misthaufen.

Ja, sie ist noch immer groß, die Pub-Kultur in der größten Stadt Australiens. An der Qualität der Biere aus der Commonwealth-Nation kann es eigentlich nicht liegen. Ob nun Toohey's, Coopers, VB oder Carlton Draught - das Meiste bewegt sich nur äußerst knapp über Oettinger-Level. Und das vertreiben sie auf dem fünften Kontinent großspurig als "German Gourmet Beer", für läppische $40 die Kiste. Angesichts derartiger Realsatire fällt es oft schwer, nicht vom Glauben an Bier in seiner Rolle als urdeutsches Grundnahrungsmittel abzufallen.

Neulich abends vor dem Fernseher wird mir dann plötzlich alles klar. Schuld allein ist die Werbung! Das Beck's-Schiff feierten die Menschen höchstens wegen Joe Cockers Reibeisen-Stimme. Und auch die Semperoper konnte nicht lange von der Widerwärtigkeit eines Radeberger-Bieres ablenken. Was die Australier uns ganz klar voraus haben, sind sympathische und vor Allem überzeugende Werbespots. Und die können mächtiger sein als das deutsche Reinheitsgebot.




PS: Nein, Foster's trinkt hier NIEMAND.

Montag, 20. August 2012

FlashMobb Deep

Auf der Suche nach medien- und publikumswirksamen Werbemaßnahmen nehmen Unternehmen heutzutage gerne mal Millionenbeträge in die Hand und wiegen Kreativität mit Geld auf. Dass dies nicht unbedingt förderlich sein muss und manchmal auch weniger mehr sein kann, zeigt folgende, aktuelle Fallstudie.

Manche Experten erachten Jesus als ersten PR-Fachmann. Pontius Pilatus sah dies anders und reagierte entsetzt. Im Laufe der Jahrhunderte tat sich glücklicherweise einiges, die Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit erhielten einen graduellen Feinschliff und wurden massenkompatibel. Im Zuge dessen erwies sich die Menschheit zugänglicher gegenüber Werbung und eröffnete der Wirtschaft schließlich ein vollkommen neue Branche. Heute sind Werber fast überall anzufinden. Gerne mal auf einen Latte Machiato bei ihrem Lieblingsitaliener am Prenzlauer Berg wo sie "auf drei, vier Projekten hocken" und darauf warten, dass diese auch "international voll durch die Decke gehen". Oder aber in den Kreativ-Agenturen der Nation, mit violett-schimmernden Augenringen, schwerer Koffeinabhängigkeit und allen sonstigen Burn-Out-Symptomen im Gepäck.

Soweit so gut, was war das Thema?

Ach ja, gute Werbung!
Eine riskante, aber nicht selten äußerst effiziente Variante stellt das Guerilla-Marketing dar, gerne gesehen in Form sogenannter Flashmobs. 

Auch fast zwei Jahre nach Veröffentlichung von Kanye Wests HipHop-Manifest "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" verdrehen die rhythmischen Klänge zu "Runaway" noch so manchem den Kopf.
So geschehen vergangene Woche an Bord einer australischen Passagiermaschine von Virgin Atlantic. Kurz nach dem Abflug vom Kingsford Smith Airport in Sydney setzen sich mehrere adrett gekleidete Ballett-Tänzerinnen in Bewegung und räkeln sich derart lasziv durch die Economy Class, dass einem fast schon der Tomatensaft im Halse stecken bleibt.

Kluger Marketing-Schachzug vom Virgin-CEO Richard Branson oder einfach nur eine nette Geste von den jungen Damen an Bord? Uns egal, sehen lassen kann es sich allemal...




Freitag, 3. August 2012

Olympia XXX.

Sie werden wohl als die sexuell anstößigsten Olympischen Spiele aller Zeiten in die Geschichtsbücher eingehen.

Seit knapp einer Woche brennt in Großbritanniens Hauptstadt wieder das Feuer. Hintergrund sind diesmal weder blutige Studentenrevolten angesichts horrender Universitätsgebühren, noch ein miserabel getretener Elfmeter von Gareth Southgate.
Nein, ganz im Gegenteil. Bereits zum dritten Mal gastiert die internationale Sportwelt in London, um eines der größten Medienspektakel seit OJ Simpsons atemberaubender Verfolgungsjagd zu zelebrieren. Es könnte alles so fantastisch sein. Und doch erheben Sittenwächter und Moralapostel weltweit mahnend ihre Zeigefinger.
Warum?

Schon im Vorfeld der Veranstaltung stand die Sommerolympiade unter keinem guten Stern.
Zuerst sorgte das offizielle Logo des Events für Entrüstung und einen medialen Aufschrei. Kritiker mokierten, das Design erinnere vielmehr an einen Blowjob von Lisa Simpson als an Fairplay und körperliche Ertüchtigung. 



Die Blogomotive meint: "Ganz schön spitzfindig!"

Hier, auf dem fünften Kontinent, erregte vor Allem Hürdenläuferin Michelle Jenneke die konservativen Commonwealth-Gemüter.
Dass ein ordentliches Aufwärmen dazu gehört, wissen wir spätestens seit ...seit...keine Ahnung, Brennball dritte Klasse.
Aber muss man es gleich so übertreiben? Madame Jenneke muss die Olympionikinnen natürlich ins Lächerliche ziehen. Wer will sowas sehen?



Die Blogomotive meint: "Wir."


Dabei waren die olympischen Spiele immer ein Ort des sportlichen Wettkampfs und interkulturellen Miteinanders gewesen. Gut, die Assoziation zu interracial liegt nahe. Und, doch! Olympia hat einen Ruf zu verlieren. Was sonst bleibt den sonst so gnadenlos von der Krise gebeutelten Griechen?
Für die Blogomotive war es jedenfalls ein denkwürdiger Moment, als sie anno '96 zum ersten Mal vor der heimischen Flimmerkiste mit ansah, wie Muhammad Ali leicht zuckelnd die Fackel ins Stadion von Atlanta bugsierte. Was ist nur vom olympischen Gedanken übrig geblieben?
Fakt bleibt jedenfalls, dass pünktlich zu Beginn der Wettkämpfe 150.000 Kondome ins olympische Dorf geliefert wurden. Sex-Symbol Hope Solo, ihres Zeichens Torhüterin der US-Auswahl, lieferte weitere Beweise für das Lotterleben in London und stellte eines erstmal vollkommen klar: hier wird mehr rumgehurt als bei Caligula.

Angesichts solch anrüchiger Anekdoten ist es auch nicht verwunderlich, dass die Veranstalter der 30. Olympischen Sommerspiele das gesellschaftliche Großevent kurzerhand mit "Olympia XXX." abkürzten. 

Dass gerade die kichernden chinesischen Schulmädchen im Medaillenspiegel die Nase vorn haben, will da nicht so recht ins Bild passen. Oder doch?
Die Bundesrepublik Deutschland nimmt momentan mit 18x Edelmetall einen ausbaufähigen fünften Platz ein. Jetzt heißt es, Mund abputzen - weitermachen! Denn der Schönheitspreis wird den italienischen Wasserballerinnen wohl kaum noch streitig zu machen sein.



Die Blogomotive meint: "Vielleicht nicht unser bester Artikel. Aber Sex zieht immer."
#Sommerloch