Freitag, 31. Januar 2014

Investigativer Populismus

Verehrte Leserschaft,

als digitales Leitmedium mit einem Bewusstsein für seinen Lehr- und Bildungsauftrag sieht sich die Blogomotive in der Pflicht euch mitzuteilen, dass die BILD absolute Grütze ist.
Was wir von der BILD halten, ist ungefähr mit dem verspäteten Outing von Ricky Martin zu vergleichen. War irgendwie beides zu erwarten.
Auf den ersten Blick meint man einen Lichtblick am Ende des populistischen Medientunnels zu erkennen: den Gang zum Kiosk ersparen sich die Menschen in Deutschland glücklicherweise immer öfter. Auch auf Teneriffa und am Ballermann bleiben Strandbuden auf ihren Auflagen hocken. Zu erklären wäre dies damit, dass der steuerflüchtige Rentner aus Wattenscheid mit seinen krebsroten Wurstfingern mittlerweile lieber die FOCUS Online App auf seinem Huawai Smartphone öffnet.

Im Zuge der Digitalisierung haben sich die Zeiten geändert. Das Printmedium BILD ist out. Heute regiert bild.de!
bild.de, das ist ein bisschen so wie ein Autounfall: man will wegsehen, aber man kann es nicht. Doch wie erklärt sich dieses Phänomen? 
Ganz einfach: Manch Headline und Teaser-Artikel sind schlichtweg zum Reinlegen. Als versiertes Texterschwein möchte man sich regelrecht darin suhlen. Ein bisschen verhält es sich hier wie mit dem Erwerb einiger Aktienanteile beim Börsengang von Apple. Gern wäre man selber drauf gekommen, aber jetzt ist es zu spät.

Genug der Vergleiche, meine Damen und Herren! Der Blogomotivführer präsentiert Euch heute ein buntes Sammelsurium absurder Momente aus dem BILD-Universum, einem nicht unwesentlichen Teil der Axel-Springer-Galaxis.
Wenn Ihr über genügend Medienkompetenz verfügen solltet, bleibt Euch das Lachen dabei manchmal im Halse stecken. Allen Dschungelcamp-konsumierenden Ignoranten unter Euch möchte ich an dieser Stelle wiederum die Information mit auf den Weg geben...dass wir über die Kokainschmuggler-Transe am schamlosesten gelacht haben.

...deswegen halte ich meine lila angeschwollene Quetschung lasziv für Euch in die Linse. Leck mich, Seite-3-Girl.


Jogi hat aber auch ordentlich am Fotzenbaum gerüttelt.



Also doch. Da lief was zwischen Pablo Escobar und Kim Kardashian in der Besenkammer.



Viele ahnen es bereits: irgendein Ex-Bravo-Sport-Texter arbeitet tatsächlich für Axel Springer.



Waghalsige Prognose: Dschungelcamp-Kandidat 2015?
#ibes
#privatinsolvenz 



Because you can't unsee it.



Kot Sei Dank.




Lass die Naive nicht ans Native!



Club-Mate-geschwängerte Twitter-Perlen aus Deutschlands gesellschaftlicher Mitte.



Meet Flipper, the Suicidal Albino Dolphin.



Glitschig Like Beckham

Dienstag, 7. Januar 2014

Before The Draft

Bekanntheit und Ruhm erlangte Detroit einst durch seinen Ruf als "Motor City", der Welthauptstadt des Automobils. General Motors, Ford, Chrysler - sie alle waren im Staate Michigan ansäßig und pushten die amerikanische Wirtschaft im 20. Jahrhundert so maßgeblich wie sonst nur die Rüstungsindustrie während des Vietnamkriegs.

Heute hat Detroit mit großen Problemen zu kämpfen. Die einst florierende Metropole nahe der kanadischen Grenze beherbergt mittlerweile nur noch knapp die Hälfte ihrer ursprünglichen Einwohnerschaft und meldete sich letzten Sommer erstmal insolvent. Angesichts des stetigen Verfalls ihrer Heimatstadt, eines der ehemals prägendsten Aushängeschilder des "American Dream", sind es heute vor Allem lokale Künstler, die aus ihren persönlichen Schicksalen unterhaltsame Geschichten stricken und der gesellschaftlichen Mitte Amerikas damit näher stehen als es die Obama-Administration (trotz kräftiger NSA-Unterstützung) jemals könnte.
Schon immer war es besondere Musik gewesen, die aus der windigen Arbeiterstadt Detroit zu hören war. In den 50er-Jahren einst als Hochburg des Jazz gepriesen, sorgte vor Allem die kommerzielle Erfolgsstory von Motown Records in den 60er- und 70er-Jahren dafür, dass sich die Musikszene am Lake Michigan weltweiten Respekt verdiente.
Der eingehend erwähnte wirtschaftliche Abstieg wirkte sich allerdings nicht gerade förderlich auf die lokale Kreativszene aus. Und so sollten noch einige Jahre ins Land ziehen bevor ein Trailerpark im Norden der Stadt quasi über Nacht weltweite Bekanntheit erlangte. Aus dem Nichts schlug ein White-Trash-Messias namens Marshall Matthers wie ein Komet auf die internationale Musikwelt ein, krempelte die bis dahin von Afro-Amerikanern dominierte Hip-Hop-Szene im Alleingang um und schrieb Rapgeschichte für die Ewigkeit. Mit ebenso individuellem Talent gesegnet, kümmerte sich Produzentenlegende J Dilla derweil um die melodische Untermalung und den Soundtrack seiner Geburtstadt Detroit bis er 2006 nach langer Krankheit viel zu jung verstarb. Ein Schicksal, das auch die hier aufgewachsene Aaliyah ereilte, nachdem sie Mitte der 90er als Thronfolgerin des R'n'B auserkoren wurde und auf der Höhe ihres künstlerischen Schaffens tödlich verunglückte.
Das Vermächtnis von Musikern wie Aaliyah oder J Dilla lebt bis heute, Eminem veröffentlichte gar erst sein neues Album. Doch existieren auch junge, aufstrebende Künstler, die sich bemühen, der bröckelnden Fassade Detroits einen frischen Anstrich zu verpassen.

Progressiv, unangepasst, energiegeladen - so klingt der Sound Detroits im Jahr 2014. Trotz aller Probleme sieht die Stadt bis zum heutigen Tage nicht davon ab, ausreichend Nährboden für besondere Künstler zu schaffen und hat brachte mit Rappern wie Big Sean oder Danny Brown zwei der beachtetsten Newcomer im US-HipHop hervor.
Szeneintern als eine der talentiertesten Nachwuchskünstler gehandelt, flog eine junge Frau aus dem Mittleren Westen dabei bisher meist unter dem Radar der Kulturmedien. Raykeea Wilson, erst 22 Jahre jung und doch bereits gezeichnet vom Leben.
Ähnlich wie Eminem sträubt sich die auf der Bühne als Angel Haze bekannte Autodidaktin gegen Konventionen des Mainstreams und spricht auch Themen an, die den Hörer erst einmal bedrücken statt begeistern - um am Ende doch zu faszinieren. Und genau hier liegt er versteckt: der Reiz, dem alltäglichen Einheitsbrei der Musikindustrie zu entfliehen und fernab von glattgebügelten Majorlabel-Goldeseln echte Rohdiamanten des Rap zu entdecken. Angel Haze ist so jemand. In Michigan geboren, zog es sie und ihre Familie schon in jungen Jahren quer durch die Vereinigten Staaten. Als Anhänger des Neuapostolischen Glaubens wuchs die heute in New York lebende Künstlerin in einer restriktiven Sektengemeinde auf, in der heidnische Einflüsse wie kommerzielle Radiomusik und ein regelmäßiger Kontakt zur Außenwelt unter Verbot standen. Erst im Teenageralter gelang ihr der langersehnte Ausstieg, in dessen Folge sie die für sie neuen Umwelteinflüsse wie ein Schwamm aufsog und damit begann, persönliche Erfahrungen in Gedichten festzuhalten.
Mit einem Umzug nach Brooklyn folgte schließlich der Eintritt ins professionelle Musikgeschäft. Labelscouts erkannten schnell ihr lyrisches Talent und unterstützen Angel wohlwollend mit Beatgerüsten renommierter Produzenten entlang der Ostküste. 

Das musikalische Ergebnis lässt sich mittlerweile auf zahlreichen Mixtapes bestaunen, welche die US-amerikanische Blogosphäre zwar in erstaunlicher Regelmäßigkeit aufhorchen ließen, aber nicht bis in die Feuilletons großer Musikpublikationen vordringen konnte. An mangelndem Gesprächsstoff lag dies nicht. Egal ob ihre Texten nun von den Einschränkungen ihrer Sektenvergangenheit handelten oder andere kontroverse Nischenthemen wie Magersucht, Vergewaltigung oder ihre eigene Pansexualität ansprachen - irgendwie hörte selbst Teile der Musikpresse nur mit halbem Ohr hin.
Lil' Kim, Fox Brown oder Missy Elliot sind Produkte der 90er, die Zeit der namhaften Femcees scheint längst verblichen. Und der Karriereverlauf von Nicki Minaj nach ihrem vielversprechenden 2010er-Verse auf "Monster" wurde indes schon mehrfach kritisiert, "Super Bass" verfrachtete sie schließlich vollkommen in die kommerzielle Pop-Ecke der Gagas, Perrys und RiRis. 

Vor einem Jahr wählte die Redaktion des britischen Senders BBC Angel Haze in ihrem "Sound of Poll" zu dem erlesenen Kreis an Künstlern, mit denen man in naher Zukunft zu rechnen habe. Auch vom anerkannten HipHop-Magazin XXL vermochte Angel einige Vorschusslorbeeren einheimsen, als sie vor wenigen Monaten zur einzigen Frau in der aktuellen "XXL Freshman Class" aufgenommen wurde. Die Situation wäre wohl vergleichbar mit einem hochbegabten College-Basketballspieler, dessen Zukunft am seidenen Faden des nächsten NBA-Drafts hängt.

Nun liegt es alleine an der Künstlerin und ihrer Fangemeinde, den hoch geschraubten Erwartungen gerecht zu werden und weiter zu wachsen. Eines scheint dabei sicher zu sein: noch trägt Angel Haze genügend Potenzial und Erfolgshunger in sich, um eines Tages zu den Vorreitern ihrer Zunft aufzuschließen und Frauen im Rap wieder relevant zu machen.
Am 30.12. erschien mit Dirty Gold ihr Solo-Debut über Island Records. Dass Reinhören sich lohnt, sei euch an dieser Stelle mit gutem Gewissen versichert. Und wenn Rap Politik machen würde, wäre 2014 wohl der langersehnte Wendepunkt für Detroit im Staate Michigan.


#Flow

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