Sonntag, 28. April 2013

Colorado, und nicht das von Haribo.

"6 Days To Air" - Ein kritischer Kommentar

Eine verschneite, amerikanische Kleinstadt am Fuße des Zeichentrick-Grand Canyon. Vier Drittklässler, Fäkalhumor und Gesellschaftssatire. Der Rest ist Geschichte. Seit nunmehr über 15 Jahren testet South Park die Grenzen prüder Amerikaner und bewegt sich von Beginn auf Augenhöhe mit Bigshots wie den Simpsons oder Family Guy.
Nach einem Film, den Videospielen und etlichem Merchandise sind Eric, Stan, Kyle und Kenny längst im Kreise des Kulturguts angekommen.

Was viele dabei nicht wissen: während der Produktionsphase einer Staffel haben sich die Macher der Comedy Central-Produktion einen nahezu drakonischen Zeitplan auferlegt.
Für die Fertigstellung einer Folge bleibt ihnen sage und schreibe ganze sechs Tage. Sechs. Für Brainstorming, Konzeption, Drehbuch,visuelle Umsetzung und Post-Production. Die Herren Trey Parker und Matt Stone tragen Workaholic nicht nur als Titel, sie prägen vielmehr den Begriff als solchen.
Auch wenn die Dauer einer Folge letztlich nur etwa 22 Minuten Laufzeit beträgt, stecken Unmengen an Arbeit und persönlicher Hingabe in der Fertigstellung einer digitalen Filmrolle. Trey Parker und Matt Stone leben, schlafen und arbeiten in ihrem eigenen, abgedrehten Mikrokosmos. Und es macht verdammt Spaß, ihnen dabei zuzusehen.
Einfach mal vollkommen strack auf Acid und im Damenkleid auf dem roten Teppich der Oscar-Verleihung interviewt werden. Oder beim Einsprechen der neuen Folge im Tonstudio wie ein Pferd auf Ecstasy über die eigene infantile Genialität wiehern.


"You know, it's just a magical night..."

Doch auf Höhen folgen Tiefen und so gibt es sie auch, die Momente, in denen die Deadline unerbittlich näher rückt und selbst die halbe Crew der SNL-Witzeschreiber ein kreatives Brett vor dem Kopf haben.
In einer Szene flackert das PopUp einer iTunes-Werbung über die Studiomonitore, als noch niemand die leiseste Ahnung davon hat, worum es in der nächsten Folge überhaupt gehen soll. Parker und Stone reagieren depressiv, sind am Boden zerstört - und der Zuschauer leidet mit wie bei Auswärtsspielen des VfB Stuttgart. Umso erstaunlicher, auf welch hohem Qualitätsniveau sich das meiste Material der Serien trotz zeitlicher Repressionen bewegt.

Es überrascht daher nicht, wenn selbst Kritiker der Zeichentrickserie eingestehen, dass den Machern von South Park für eine derartige Leistung aufrichtige Anerkennung gebührt.

Trey Parker und Matt Stone lieben ihren Job. Und ihre Fans tun es auch.


/// Die Doku* könnt ihr euch HIER ansehen ///





*Anm. d. Red.: ein pixeliger, semi-legaler Stream. Immerhin ohne fragwürdige Domain.


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