Marx & Bengels - Audienz beim walisischen Drogenzar
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Es war definitiv ein nicer Abend mit Howard Marks.
Die Stuttgarter Kriminächte 2012 sollten durch den späten Auftritt des
eloquenten Ex-Häftlings noch einmal frischen Wind erhalten.
In bester Helmut-Schmidt-Manier qualmt er den kompletten Abend
durch. Parallel dazu werden absurd hohe Mengen an Rotwein vernichtet. Das Gespräch verläuft dennoch flüssig und bleibt durchgehend unterhaltsam. Teile
des Publikums kichern unentwegt oder feiern ihren Messias mit Szenenapplaus und
scheinbar unkontrolliertem Aufschreien. Einzelne Hustenattacken runden den
Gesamteindruck in den Hallen des Maritim-Hotels am Berliner Platz ab.
Bilingual geleitet wird das Gespräch vom Feuilletonchef der Stuttgarter Zeitung.
Souverän spielen sich Marks und sein Gegenüber über 90 Minuten die Bälle zu.
Der jahrzehntelange, teils massive Drogenkonsum macht sich lediglich in seinem
etwas erröteten Gesicht bemerkbar. Und so entwickelte sich das Gespräch nach
und nach um das bewegte Leben eines der größten Schmugglerlegenden der Neuzeit.
Geboren im Süden von Wales, schwingt sich der Oxfordabsolvent innerhalb weniger
Jahre zu einem der meistgeachtetsten Drogenhändler der Welt auf. Laut Angaben
amerikanischer Behörden sei er im Laufe der Siebziger- und Achtzigerjahre für
knapp 10% des globalen Handels mit der weiblichen Hanfpflanze verantwortlich zu machen.
Nach turbulenten Jahren und eine mehrjährigen Haftstrafe, tourt er heute als
Autor um die Welt und widmet sich seinen Lieblingsthemen: der Legalisierung
von Cannabis und dem Polarisieren in der Öffentlichkeit.
Alles in Allem eine in jeder Hinsicht gelungene Lesung und
der perfekte Ausgang eines hektischen Wochenendes. Kultur bissle bissle.
Und wer momentan einen dieser komatösen Sonntage erlebt, hat nun die Möglichkeit, etwas tiefer in die Welt des "Marksismus" einzutauchen...
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